Von der Idee zum ersten fertigen Projekt
Wenn Schule auf Handwerk trifft
Ulrich Dachs, ausbildender Schreinermeister und Kreishandwerksmeister im Landkreis Dachau, machte sich schon vor Jahren Gedanken um den geeigneten Nachwuchs im Handwerk. Er stellte fest, dass die Schulabgänger oft nicht wussten, welche Fähigkeiten sie hatten und welcher Beruf der richtige für sie ist.
Grundschulrektorin und langjährige Lehrerin Renate Krucker wollte die Kinder stärken, die ihre Fähigkeiten in anderen Bereichen haben, als die, die in weiterführenden Schulen vorrangig gefordert werden. Sie fühlen sich oft schon in der Grundschule als Versager.
So entstand in vielen Gesprächen seit 2017 die Idee, bereits in der Grundschule einen Einblick in handwerkliche Tätigkeiten zu ermöglichen, indem Fachleute in die Schulen kommen und mit den Kindern etwas gestalten, und zwar mit den eigenen Händen.
Zusammenarbeit mit der Schulbehörde
Als die Projektidee 2020 spruchreif war, hatte Herr Dachs ein Gespräch im Staatsministerium für Unterricht und Kultus mit Staatsminister Piazolo und Ministerialdirigent Gremm. Auch setzte er sich mit dem Schulamt Dachau zusammen.
Er bekam die Zusage, Projekte dieser Art an Grundschulen durchführen zu dürfen.
Optimierung des Werkstücks
Ulrich Dachs erzählte auch anderen von seiner Idee. Erste Gedanken für ein Werkstück kamen aus dem MINT-Campus Dachau. Aus diesem entwickelte er den ersten Prototyp. Der Schreiner experimentierte, baute und testete – nach der Arbeit, am Wochenende.
Er wollte mit den Kindern ein Fahrzeug aus Holz bauen, an dem sie mit verschiedenen Materialien arbeiten und möglichst viele Tätigkeiten selbst ausführen können. Einfach nur ein rechteckiges Fahrgestell mit Holzrädern sollte es aber auch nicht sein. Also wurde an der Form gefeilt und auch ein Spoiler wurde als Bauteil hinzugefügt. Ebenso kam ein Aufbau aus Tonpapier in Form eines Prismas dazu. Und es sollte dann auch noch selbst fahren.
Also wurde in vielen Tests, oft zusammen mit seinem Bruder, dem Elektrikermeister Georg Dachs, der Antrieb optimiert. Die Stärke des Motors, die Übersetzung, das Gesamtgewicht und die Form des Autos, die Art der Reifen – so vieles spielte eine Rolle. Alle diese Teile sollten die Kinder auch selbst anbringen können. Also musste die Befestigung gut vorbereitet werden.
Ein Solarpanel war die erste Wahl eines zeitgemäßen Antriebs. Es wurden verschiedene getestet, doch schließlich entschloss man sich, aufgrund mangelnder Leistung bei Kunstlicht, doch Batterien einzusetzen.
Der Flitzer geht in Serie
So entstand aus dem anfänglichen Prototyp von 2020 nach und nach bis Anfang 2023 ein schnittiges Holzauto mit elektrischem Antrieb. Alle Teile wurden in Größe und Gewicht optimiert und die Fertigteile entsprechend zusammengestellt. Die Form des Aufsatzes und des Fahrgestells zeichnete Ulrich Dachs in CAD. Auch alle Befestigungspunkte wurden für die Kinder markiert. Die Grundplatte aus dünnem Sperrholz konnte per Laser geschnitten und dabei bereits mit allen Markierungen versehen werden. Auch das Logo von „Talente für die Zukunft“ durfte nicht fehlen.
Die anderen Holzteile wurden größtenteils in der Schreinerwerkstatt vorbereitet. Für jedes Kind verpackte der Meister sorgfältig den gesamten Bausatz.
Unzählige Stunden wurden so aus Überzeugung in dieses Projekt investiert.
Zur Umsetzung gehört auch Didaktik
Damit solch ein Projekt mit den Kindern gelingt, ist es auch notwendig, sich im Vorfeld Gedanken über einen optimalen Ablauf zu machen. Die Umsetzung sollte ja kindgerecht aufbereitet sein. So plante der Schreinermeister sehr genau, wie die einzelnen Arbeitsschritte sinnvoll aufeinander folgen sollen und wann Erklärungen oder eine kurze Demonstration notwendig sind. Auch wurde überlegt, wie der Arbeitsplatz für jedes Kind schon vor Beginn optimal vorbereitet werden kann und welche Werkzeuge neben dem Bausatz bereits daliegen sollten.
Seine Erfahrungen möchte Herr Dachs gerne an andere Ausführende weitergeben.
Zusammenarbeit mit der Schule
Wichtig ist dem Schreiner die enge Zusammenarbeit mit den Schulen. Er möchte mit seiner Fachkompetenz die Lehrkräfte dabei unterstützen, den Kindern erlernte Inhalte auf andere Art praktisch erlebbar zu machen. Im Vorfeld des Projekttages wurde sogar am Wochenende fleißig hin- und hergeschrieben oder telefoniert. Die Schulleitung sowie die jeweiligen Klassen- und auch Fachlehrkräfte waren eingebunden. Aufgaben wurden verteilt, die notwendige Vorbereitung in der Klasse besprochen und auch die passenden Räume hergerichtet. Deren Besichtigung im Hinblick auf die Durchführbarkeit gehörte für Herrn Dachs im Vorfeld selbstverständlich dazu. Ebenso musste das benötigte Werkzeug in entsprechender Stückzahl koordiniert werden. Nicht zuletzt sollte die moderne Technik mit Dokumentenkamera und Beamer für die Demonstration der Arbeitsschritte einsatzbereit sein.
Auch die Eltern möchten sowohl die Schulen als auch der Schreinermeister „mit im Boot haben“.
Ein Elternabend mit Erläuterungen zum Projekt, mit Präsentation der fertigen Werke durch die Kinder und einer Videopräsentation gehört deshalb im Anschluss an den Projekttag dazu.